Als hochsensible Person ist es jedes Mal eine Herausforderung, zu einem Konzert zu gehen. So viele Menschen in einem Raum, so viele verschiedene Energien, laute Musik. Aber hey, ich halte durch, auch wenn alles durch mich hindurchfließt.
Gestern war es besonders spürbar. Plötzlich war da dieser Moment, in dem meine Freude am Konzert schwand. Klar, es ist normal, dass man bei einem Konzert eng beieinander steht, aber dann schlich sich jemand vor mich. Und sie war auch noch größer als ich. Geht's noch? Ich war genervt.
Dann spielte er einen seiner ersten Songs "Fear". Und schwupps, meine Energie sank ab. Es passierte wie aus dem Nichts. Ich fiel aus meiner Mitte. Ärger, Unverständnis, Traurigkeit, Wut, Angst - alles war da. Ich stand wie versteinert da. In mir tobte ein emotionaler Wirbelwind. Ich fühlte in mich hinein und wusste, dass ich das aushalten konnte. Ob das nun alles meine Gefühle waren oder ob ich sie aus dem Kollektiv aufgenommen hatte, war nicht mehr wichtig. Es war einfach da. Ich ließ dem Ganzen Raum. Beobachtete es. Auch wenn ich immer wieder hineingezogen wurde, fand ich doch immer wieder den nötigen Abstand, um es zu durchleben, ohne mich damit zu identifizieren.
Dann spielte er "It Ain’t Over Till It’s Over" - und das war mein Katapult zurück zur Freude. Arme hoch, tanzen, mitsingen. Ein kurzer Gedanke, soll ich wirklich, ist es sicher? Oh ja, öffne dein Herz und lass die Freude herein, lass sie durch dich fließen. "I want to get away, I want to fly away, yeah, yeah, yeah!!!!"
Was, wenn wir unser Herz öffnen und uns auf das was sich gerade Zeit einlassen? Früher hätte ich komplett durchgedreht. Ich hätte mir selbst ein Drama inszeniert.
Ich habe die Auslöser erkannt und mich den Gefühlen geöffnet, die in mir tobten. Sie durften einfach da sein. Dadurch bekamen sie Raum und sind einfach durch mich hindurch geflossen.
Wie oft verschließen wir unser Herz aus Angst vor allem Möglichen.
Was, wenn wir unser Herz öffnen und uns einfach auf das einlassen, was gerade passiert?
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